Deine Liebe erdrückt mich

Tiere begleiten den Menschen schon seit seiner Domestizierung. Früher wurden sie als Nutztiere gehalten. Hunde unterstützten die Menschen bei der Jagd, Katzen gingen im Haus und am Hof auf Mäusefang, Kleintiere, wie Kaninchen, wurden hauptsächlich als Nutztiere gehalten. Im Zuge der Industrialisierung zogen Hund, Katze und Co. in die Wohnungen und Häuser der Menschen ein und wurden zu Haustieren. Sie entwickelten sich zum Weggefährten des modernen Menschen. Aber irgendwann zwischen der Entstehung dieser angenehmen und vorteilhaften Mensch-Tier-Beziehung und heute, kamen Diamanthalsbänder, Kaschmirpullis, vegane Ernährung und Hundefernsehen hinzu. Eine Entwicklung, die durchaus kritisch zu betrachten ist.

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Tiere werden zunehmend vermenschlicht – das entspricht nicht ihren Bedürfnissen

In Österreich werden in ca. 511.000 Haushalten (17%) 581.000 Hunde gehalten. In 808.000 Haushalten (26%) leben ca. 1,5 Millionen Katzen. Außerdem werden ca. 64.000 Meerschweinchen, ca. 30.000 Goldhamster, ca. 65.000 Zwergkaninchen und ca. 15.000 Mäuse in Österreich gehalten. Beeindruckende Zahlen die stetig ansteigen. Die Ausgaben der Österreicher für ihre Haustiere liegen pro Jahr bei ca. 400 – 500 Millionen Euro. Eine Zahl die ebenfalls jährlich ansteigt.

Manchen Haustieren soll es heutzutage an nichts mehr fehlen. Dabei geht es aber schon lange nicht mehr darum, dass Haustiere im Bett schlafen dürfen oder täglich frisch gekochtes Fleisch serviert bekommen – NEIN: Frisörtermin, Maniküre, und die wöchentliche Sitzung beim Tierpsychologen gehören für viele Tiere mittlerweile zum Alltag. Hunde und Katzen werden zunehmend vermenschlicht. Ihr Charakter wird verleugnet, ihre Bedürfnisse werden unter den Teppich gekehrt und vermeintliche Vorlieben werden ihnen ohne Rücksicht aufgezwungen.

Durch verändertes Erbgut müssen viele Tiere gängigen Schönheitsidealen gerecht werden (zum Beispiel kurznasige Rassen). Qualzucht nennt sich so etwas. Diese Tiere leiden ihr ganzes Leben lang, denn auch der neue Pullover mit Kapuze aus feinster Merinowolle lindert die Schmerzen und die Angst der überzüchteten Bulldogge bei ihren täglichen Erstickungsanfällen nicht. Fraglich ist außerdem auch, ob Hunde gern frisch frisiert im Pailletten-Kleidchen über den Laufsteg laufen. Sogenannte Hundeshows machen’s möglich.

Bei der Vermenschlichung der Tiere spielt auch der Aspekt des Kinderersatzes eine bedeutende Rolle. Hunde, Katzen oder Kleintiere als vollwertiges Familienmitglied anzusehen, steht ihnen in jedem Fall zu. Sie sind wunderbare Mitgeschöpfe und begleiten uns treu und bedingungslos oft über Jahrzehnte. Dennoch haben sie nicht dieselben Bedürfnisse wie ein Kind und können auch nicht wie ein gleichwertiger Ersatz behandelt werden. Ein Hund will nicht am Tisch mit veganem Auflauf und Löffel gefüttert werden, sondern aus seiner Futterschüssel, sein sehr wohl hochwertiges, aber Hund gerechtes Futter fressen.

Der Grat zwischen grausamer Vermenschlichung von Tieren und artgerechter liebevoller Tierhaltung ist sehr schmal. Sicher ist jedoch eines, sobald das Tier zweckentfremdet und ihm Bedürfnisse aufgezwungen werden, werden nur die Bedürfnisse des Menschen befriedigt, aber niemals die des Tieres. Deshalb sollte man sich immer Fragen: Handelt es sich um wahre Tierliebe oder doch nur menschlichen Egoismus?

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Die TIERFREUNDE ÖSTERREICH sind Österreichs Club für Haustierbesitzer. Fundierte Information und Beratung zu haustierspezifischen Themen sind Kernaufgaben der gemeinnützigen Organisation, die sich mit einem umfassenden Servicepaket sowie Initiativen um die Anliegen von Haustierbesitzern kümmert.

Bild: johannes vortmann  / www.pixelio.de

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