Maulkorb: Tierquälerei oder notwendige Maßnahme?

Die Maulkorbpflicht sorgt derzeit für heftige Diskussionen. Nach der tödlichen Biss-Attacke auf einen Einjährigen werden immer öfter Beißkorbe für alle Hunde gefordert. Aber ist das der richtige Weg?

Beiskorbpflicht

Der furchtbare Fall in Wien hat erneut eine österreichweite Debatte über die Hundehaltung ausgelöst. Die Meinungen gehen hier auseinander: Laut einer Umfrage können sich das viele vorstellen, andere wiederum sehen darin eine unnötige Tierquälerei.

Das Problem liegt meist am andren Ende der Leine

Fakt ist, dass der Großteil der Attacken nicht von „Kampfhunden“ ausgeht, denn laut Untersuchungen passieren 75 % der Vorfälle im häuslichen Umfeld. Sie könnten durch eine derart rigorose Maßnahme nicht verhindert werden. Man legt auch nicht jedem Menschen Handschellen an, damit die wenigen Kriminellen unter uns anderen keine Schmerzen zufügen oder Menschen töten können. Warum also soll der weitaus größere Teil der verantwortungsvollen Hundehalter und ihre Hunde dafür bestraft werden, was diese rücksichtslosen Hundehalter verbrechen. Klar ist für viele aber auch, dass die Hundehalter stärker in die Pflicht zu nehmen sind – etwa in Form einer Ausbildung. Keine einzige Maßnahme macht Sinn, solange die Besitzer nicht endlich lernen, mit ihrem Hund umzugehen, Fachkenntnis haben, ihn verstehen und seine Signale deuten können. Die Besitzer müssten lernen, auf die Grundbedürfnisse ihrer Tiere Rücksicht zu nehmen, dann werden sie auch verantwortungsvoller handeln.

Regelungen für Leine und Maulkorb in Österreich

  • Das ist in Österreich relativ unübersichtlich und unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde. Es gibt aber einige Regelungen, die vom jeweiligen Bundesland vorgegeben werden. Hier zwei Beispiele:Bei einer „größeren Menschenansammlung“, wie etwa einem Kirtag muss der gleiche Hund in Oberösterreich Leine und Maulkorb tragen – in Tirol oder Vorarlberg von Landesseite nicht.
  • Beim Spaziergang im „öffentlichen Raum“ sind die Regeln im Westen besonders lasch: In Tirol, Vorarlberg und Salzburg gibt es keine besonderen Vorschriften. Hier kannst Du mit Deinem Hund auch ohne Leine oder Maulkorb unterwegs sein. Anders im Burgenland: Hier muss der Hund an die Leine. In Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark kannst du an öffentlichen Orten zwischen Leine oder Maulkorb entscheiden. In Kärnten reicht es, die Leine oder einen Maulkorb nur mitzuhaben.

Hundetraining speziell für Kinder

Der richtige Umgang mit einem Tier will gelernt sein-das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder. Bei einem süßen Hund, der an einem vorbeispaziert oder neben einem stehen bleibt, ist die Versuchung oft sehr groß, die Hand nach dem Tier auszustrecken. Was in diesem Moment von den kleinen Streichlern jedoch vergessen wird – nicht jede Fellnase möchte unbedingt angefasst werden. Manchmal kann aus so einer Begebenheit schnell eine gefährliche Situation entstehen. Wie man mit dem besten Freund des Menschen richtig umgeht, lernten die Kleinsten vor kurzem in Salzburg. Was ist also das Wichtigste, wenn man einem Hund begegnet: Auf keinen Fall einfach hingehen und anfassen. Man fragt zuerst den Besitzer, ob der Hund gestreichelt werden darf und wenn ja, was er mag. Tätscheln auf den Kopf, das Tier von hinten umarmen und knuddeln, sind absolute „No-Gos“ für die meisten Hunde. Es gibt auch Vierbeiner, die generell keine Kinder mögen, diese gehören richtig geführt und brauchen die Sicherheit des Halters. Es obliegt der Verantwortung der Hundebesitzer, Kinder zu schützen. Wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, den richtigen Umgang mit Hunden zu lernen, ist das von unbezahlbarem Wert für ein harmonisches und sicheres Miteinander.

Ein Dank an alle helfenden Hunde

Wir möchten anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober, den vielen Hunden und ihren Hundeführern danken, die tagtäglich im Dienst der Öffentlichkeit arbeiten: als Polizeihunde, Rettungshunde, Lawinensuchhunde, Trümmersuchhunde bei Erdbeben, Leichenspürhunde, als Suchhunde bei vermissten Menschen oder als Therapiehunde die schwerstbehinderten Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Sie alle sind mit ihren Besitzern ein Team und nicht nur diese Hunde, sondern auch die Besitzer mussten sich mehreren Prüfungen unterziehen. Und bitte nicht zu vergessen auch die vielen Hunde, die ihre Menschen vor Brand, Einbruch oder sonstigen Gefahren gewarnt und ihnen dadurch das Leben gerettet haben.

Auswirkung auf Hunde im öffentlichen Dienst

Laut dem Verein Rettungshunde Niederösterreich spricht vieles gegen die allgemeine Beißkorbpflicht auf öffentlichen Plätzen. Die Hundeführer wären von einer solchen Regelung deshalb voll betroffen, da ihre Tiere nicht als Diensthunde – wie etwa jene der Polizei gelten, die in Ausübung ihrer Pflicht von jeglicher Beißkorbpflicht ausgenommen sind. Um aber ein erfolgreicher Rettungshund zu werden, und damit Menschenleben retten zu können, ist ein Hundeleben ohne Maulkorb notwendig.


Die TIERFREUNDE ÖSTERREICH sind Österreichs Club für Haustierbesitzer. Fundierte Information und Beratung sind Kernaufgaben der gemeinnützigen Organisation, die sich mit einem umfassenden Servicepaket sowie wichtigen Initiativen um die Anliegen von Haustierbesitzern kümmert. Werde jetzt Mitglied unter https://www.tierfreunde.org/mitgliedschaft

Dieser Beitrag wurde unter Hunde, Ratgeber, Tipps abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.