Es gibt keine sogenannten “Problemhunde”

Immer wieder hört man „Das ist ein Problemhund“. Doch der Hund an sich ist kein Problemindividuum, vielmehr tragen wir Menschen dazu bei, ihn unwissentlich zu eben diesem Problemhund zu machen. Denn viele Hundehalter machen grundlegende Fehler bei der Erziehung ihrer tierischen Gefährten.

Hundegebell

“Mädchen warf Stöckchen, Hund verbiss sich in Hand.” “Kettenhund fiel Amtstierarzt an.” Immer wieder lösen Vorfälle wie diese Diskussionen aus, wie so etwas geschehen kann. Oft heißt es dann: “Das war halt ein Problemhund.” In Wahrheit liegt das Problem jedoch meist auf der anderen Seite der Leine.

Gründe für gesteigerte Aggression

Oftmals lösen Unsicherheit, Angst, Stress oder Frustration aggressives Verhalten der Hunde aus. Erbanlagen beeinflusst durch Zucht können hierbei natürlich eine Rolle spielen, genauso wie eine fehlende Sozialisierung. In welchem Ausmaß Veranlagung und Erfahrung eine Rolle spielen ist unter Gen- und Verhaltensforschern genauso ein Streitpunkt wie die Frage, ob Kinder mehr durch Genetik oder Erziehung beeinflusst werden. Wichtiger für uns wäre herauszufinden, warum unser Hund gesteigerte Aggression zeigt, welche Bedürfnisse also wichtig für ihn sind und diese Verantwortung gezielt zu übernehmen. Unsere Hunde richtig lesen zu können, also rechtzeitig unerwünschtes Verhalten beeinflussen zu können, ist hierbei von zentraler Bedeutung.

Missverstandene Signale

In den allermeisten Fällen hat ein Hund unbemerkt von seinen Menschen, schon vorher vergeblich defensives Verteidigungsverhalten gezeigt, bevor er in die Offensive geht. Dein Hund hat vielleicht versucht sich zurückziehen, dies war aber nicht möglich. Vielleicht hat er durch seine Körpersprache gezeigt, dass ihm die Situation Unbehagen bereitet, die Signale wurden jedoch nicht erkannt. Manchmal hat er auch laut geknurrt und dies wurde ihm verboten. Denn eines missverstehen wir Menschen sehr oft: NICHT wenn es laut wird, ist es haarig, sondern sehr oft lösen die leisen Signale mehr Schaden aus.

Konsequente und liebevolle Erziehung

Ein weiterer Fehler des Menschen, der den Hund zum Problemhund werden lassen kann, ist der, dass die Erziehung nicht konsequent genug ausgeführt wird. Derartige Irritationen seitens des Hundes führen zu Unsicherheit und nicht akzeptablem Verhalten. Hunde erziehen bedeutet Liebe, Konsequenz und Kontinuität. Ängstliche Hunde, die entweder durch schlimme Erlebnisse oder aber durch mangelnde Prägung und Sozialisierung dazu geworden sind, können den Umweltreizen nicht mehr standhalten und somit zu „Problemhunden“ wie etwa „Angstbeißern“ werden.

Das erste Lebensjahr ist prägend

Besonders gravierend wirkt sich der falsche Umgang mit Hunden im ersten Lebensjahr aus. Denn in dieser Zeit durchläuft das Tier sechs Entwicklungsstadien, die es ein Leben lang positiv wie auch negativ prägen. In der 8. bis 12. Woche werden die meisten Welpen an ihre endgültigen Besitzer abgegeben. So geraten beispielsweise zu früh von der Mutter genommene Welpen oder aber überzüchtete Hunde rasch in die Schiene der „verhaltensauffälligen“ Hunde. In dieser Zeit solltest Du Dich intensiv mit Deinem Neuankömmling beschäftigen. Es ist auch der richtige Zeitpunkt, um eine gut organisierte Welpen-Spielstunde zu besuchen, denn der Hund entwickelt jetzt seinen Sinn für Gemeinschaft. Die Pubertätsphase (7. bis 10. Monat) ist wie beim Menschen auch beim Hund eine schwierige Phase. Manche jungen Hunde werden in dieser Phase frecher und sind besonders unternehmungslustig. Sanfte Konsequenz in der Erziehung ist jetzt extrem wichtig. Die konsequente Erziehung darf keinesfalls vernachlässigt werden. Mit einem Jahr sollte jeder Hund genau wissen, welche Regeln in seiner Familie herrschen. Wer grobe Erziehungsfehler im ersten Lebensjahr seines Hundes vermeidet und ihn in jedem Entwicklungsstadium richtig fördert, wird mit einem ausgeglichenen Gefährten belohnt.

Sogenannte „scharfe“ oder auch „Kampfhunde“ werden bewusst vom Menschen als solche erzogen. Wie man sieht, sind Problemhunde aber keine Problemhunde, sondern eher Hunde, die im Besitz von „Problemhaltern“ sind. Der Hund ist so problematisch wie der Mensch ihn dazu macht.


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